Machbarkeit einer Studie zur Implementierung und Evaluation eines neu konzipierten psycho-diabetologischen Interventionsprogramm für Patienten mit Diabetes mellitus und psychischen Komorbiditäten im Rahmen einer stationären Rehabilitationsmaßnahme

Details

Projektnummer IFR10003
Projektbeginn 01.01.1970
Projektende 01.01.1970
Projektleitung Dr. med. Harald Fischer
Projektmitarbeiter Dipl.-Psych. Rosemarie Hillebrand
Einrichtung Institut für Rehabilitationsforschung an der Klinik Rosenberg
Kontaktanschrift Hinter dem Rosenberge 1; 33014 Bad Driburg
Förderer VFR
Abstract Hintergrund und Forschungsstand: Die erhöhte psychische Komorbidität von Diabetikern ist gut belegt. Nach dem Stand der heutigen Forschung stellen die im Folgenden aufgezeigten psychosozialen Aspekte ein Risikopotential für die hohen Anforderungen an das Selbstmanagement und die Eigenverantwortung der Patienten mit Diabetes dar. Die diabetesbezogenen Belastungen können vielfältiger Natur sein. Zu den häufig genannten Bereichen, in denen diese entstehen, gehören z.B. Sorgen um das künftige oder tatsächliche Auftreten von Folgekomplikationen, Ängste in Bezug auf schwere Hypoglykämien, Einschränkungen in Auswahl und Menge von Nahrungsmitteln, Belastungen durch Blutzuckerkontrollen und Insulininjektionen, negative Auswirkungen der Erkrankung auf Familie, Freunde oder Beruf, Schwierigkeiten bei der Akzeptanz lebenslang mit dem Diabetes leben zu müssen. Einige Studien weisen darauf hin, dass ein hohes Maß an diabetesbezogenen Belastungen mit einer schlechteren glykämischen Kontrolle und einer defizitären Selbstbehandlung assoziiert sind. Diabetiker besitzen gegenüber der Normalbevölkerung ein mehr als doppelt so hohes Risiko an einer Depression zu erkranken. Die Ergebnisse einer 42 Studien umfassende Metaanalyse zeigten auf, dass etwa jeder dritte Patient mit Diabetes (31%) unter depressiven Verstimmungen leidet und bei jedem achten Patienten (12%) eine klinisch relevante Depression vorliegt. Bei Patienten mit Diabetes mellitus und komorbider Depression sind erhöhte HbA1c-Werte, das Vorhandensein von Folgekomplikationen, Hypoglykämieproblemen und Insulintherapie bei Typ 2 Diabetikern assoziiert. Das Risiko an einer Depression zu erkranken, steigt mit der Entwicklung und der Anzahl diabetischer Spätkomplikationen. Die Anzahl der Angsterkrankungen ist bei Patienten mit Diabetes generell nicht erhöht im Vergleich zur Normalbevölkerung. Jedoch treten bestimmte diabetesbezogene Angststörungen, wie z.B. Hypoglykämie-Ängste, Ängste vor Folgekomplikationen auf, die zu Problemen des Diabetesmanagements führen können. Eine pathologische Hypoglykämie-Angst ist charakterisiert durch übermäßige Angst vor möglichen zukünftigen Hypoglykämien. Zur Vermeidung werden meist deutlich überhöhte Blutzuckerwerte in Kauf genommen. Schwere Hypoglykämien beinhalten ein hohes Potential von Selbst- oder Fremdgefährdung. Übermäßige Ängste und Sorgen über mögliche Spätfolgen und Komplikationen des Diabetes können im Rahmen einer generalisierten Angststörung auftreten. In den Praxis-Leitlinien der DDG (aktualisierte Version 2009) werden Empfehlungen für eine psychosomatische Basisversorgung bei Patienten mit Diabetes, die sich bewährt haben bei der Behandlung der o.g. Komorbiditäten (z.B. Depression, Angststörung), empfohlen. Über diese psychosomatische Basisversorgung hinaus werden, wenn keine durchgreifende Besserung erreicht werden konnte, Psychotherapieverfahren (z.B. kognitive Verhaltenstherapie) empfohlen. Die Behandlung der Grunderkrankung Diabetes ist also neben einer ausreichenden medizinischen Therapie auch ein psychosoziales Problem. Aus diesem Grund sollten neue Versorgungsmodelle, durch z.B. Diabetikerschulung mit Information und Aufklärung über den Diabetes und Anleitung zu einem effektiven Diabetesselbstmanagement sowie einer begleitenden intensiven verhaltenstherapeutisch orientierten Mitbehandlung (Psychotherapie) entwickelt werden (= psycho-diabetologisches Modell). Das Setting einer speziell psycho-diabetologisch ausgerichteten Rehamaßnahme wurde bislang nicht überprüft. Ziele: Ziele der vorliegenden Pilotstudie sind, einerseits ein ca. 6-wöchiges psycho-diabetologisches Interventionsprogramm für Patienten mit Diabetes mellitus und psychischen Komorbitäten im Rahmen einer stationären Rehabilitationsmaßnahme zu implementieren, andererseits dient diese Pilotstudie der Abschätzung der Machbarkeit einer randomisierten, kontrollierten Studie zur Evaluation des neuen Programms. Dabei sollen die Rekrutierung der Fokusgruppe, das genaue Studiendesign, der Studienablauf und die zu messenden Endpunkte auf Machbarkeit geprüft werden. Fragestellung: Erstens stellt sich die Frage, wie sich ein psycho-diabetologisches Programm in unserer Klinik implementieren lässt. Wie lässt sich die Einbestellung geeigneter Patienten in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Kostenträgern und Zuweisern organisieren? Lassen sich die Patienten auf ein mehr psychosomatisch orientiertes Heilverfahren ein? Werden genug Patienten eingewiesen, so dass eine gruppenweise Einladung erfolgen kann? Wie lässt sich das zusätzliche Angebot in die vorhandene Klinikorganisation integrieren (Aufnahme-Organisation, Personalressource, Räume)? Zweitens soll geklärt werden, ob und wie eine Evaluation dieses neuen Programms erfolgen kann. Welche Messinstrumente eignen sich am besten? Nach welchen Kriterien sollen die Patienten rekrutiert werden? Wie lange soll die Rekrutierung dauern? Erwartete Ergebnisse: Wir erwarten, dass wir im Studienzeitraum absehen können, • dass der Rekrutierungsmodus genügend Rehabilitanden liefert, um etwa 8 Gruppen à 8 - 10 Teilnehmer pro Jahr in die geplante anschließende Evaluationsstudie einschließen zu können. • dass die organisatorischen Abläufe vor und während der Maßnahme sich im Routinebetrieb etablieren nachdem sie ggf. in dieser Phase noch modifiziert worden sind. Am Ende sollte ein festes Curriculum für die psycho-diabetologische Intervention vorliegen.
E-Mail harald.fischer@drv-westfalen.de
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